Erneuerbare Energien für mehr Klimagerechtigkeit!

Geschäftsbericht 2022

Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser

«Gemeinsam Hunger beenden» ‒ so lautet unsere Botschaft, der wir gerecht werden wollen. Im Jahr 2022 war dies eine besonders grosse Herausforderung. Denn bereits in den Jahren 2020 und 2021 hat die Covid-Krise zusätzlich Millionen von Menschen in extreme Armut getrieben. Dann begann der Krieg gegen die Ukraine. Das Getreide auf den Weltmärkten wurde knapp, die Preise stiegen ins Unermessliche, und die Zahl der von Hunger betroffenen Menschen wuchs weltweit von etwa 600 auf über 800 Millionen an. 200 Millionen hungernde Menschen mehr: Das ist dramatisch. Und dieses Drama macht auch vor den Projektregionen von Fastenaktion nicht Halt.  

Es ist eine Entwicklung, die dem von der Weltgemeinschaft gesetzten Nachhaltigkeitsziel «Eine Welt ohne Hunger» diametral entgegengesetzt verläuft. Die von den Staaten zugesicherte Hilfe kommt oft nicht an. Eine grosse Ungerechtigkeit.

Klimachaos, Terror und Hunger führten 2022 dazu, dass wir neben der langfristen Hilfe auch Nothilfe geleistet haben. Dank der guten Zusammenarbeit mit unseren starken Partnerorganisationen konnten wir in vielen Fällen Hilfe leisten, um das Schlimmste abzuwenden. 

Trotz der vielen Einschränkungen und Hindernisse haben wir in unseren Projektregionen auch im vergangenen Jahr zu einer sicheren Ernährung beigetragen. Zahlreichen Menschen geht es heute nachweislich besser. In der Schweiz ist es uns gelungen, die Menschen weiter für die weltweit schrecklichen Auswirkungen der Klimakrise zu sensibilisieren, und wir haben in diesem Zusammenhang auch über Lösungen im Bereich nachhaltiger Landwirtschaft und Energie diskutiert. Denn laut Weltklimarat können wir es mit Einsatz in allen Bereichen noch schaffen, die Erhitzung zu stoppen. Doch wir müssen es wollen.

Dank Ihrer grossartigen Unterstützung konnte die Stiftung Fastenaktion mit ihren Projektpartner:innen in Afrika, Asien und Lateinamerika wirksame Arbeit leisten. 

Vielen Dank! 

Herzlichst Ihr
Bernd Nilles, Geschäftsleiter Fastenaktion

Wirkung weltweit 2022 

Im ersten Halbjahr schränkte die Pandemie die Arbeit in den Projektländern weiter ein. Der Beginn des Ukraine-Kriegs liess in vielen Ländern die Lebensmittel- und Rohstoffpreise gefährlich in die Höhe schnellen. Unser Namenswechsel wurde von der Öffentlichkeit gut aufgenommen, und durch die Mitarbeit in den Allianzen konnten wir unser Kernthema «Recht auf Nahrung» weiter stärken. 

Mit ihren Aktivitäten in den zwölf Landesprogrammen und in drei Internationalen Programmen (IP) erreichte Fastenaktion 2022 rund 2,5 Millionen Menschen, 58 Prozent davon waren Frauen. Insgesamt konnten mit lokalen Partnerorganisationen 338 Projekte realisiert werden. Nothilfe wurde für 34 000 Menschen geleistet, die bei Extremwetterereignissen in den Philippinen, in Guatemala und Kenia ihre Lebensgrundlage verloren haben. Trotz anhaltender Corona-Restriktionen und der dramatischen Auswirkungen des Ukraine-Krieges konnten durch Fastenaktion rund 624 000 Menschen im vergangenen Jahr ihren Zugang zu ausreichender und gesunder Nahrung verbessern. Mit den IP schaffen wir die Rahmenbedingungen dafür, dass betroffene Gemeinschaften ihre Stimme aus dem globalen Süden auf internationaler Ebene und in der Schweiz einbringen können.  

Bei unseren Aktivitäten in der Schweiz steht der Wandel hin zu Nachhaltigkeit und zu globaler Gerechtigkeit auf persönlicher, gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und politischer Ebene im Fokus. Die Ökumenische Kampagne der drei Organisationen Fastenaktion, HEKS und Partner sein wird gemäss einer Omnibusumfrage von 50 Prozent der Schweizer Bevölkerung wahrgenommen – der neue Name und das neue Logo von Fastenaktion hat der Wahrnehmung keinen Abbruch getan. Erfreulich sind auch die Ergebnisse einer Studie der Universität Bern zur Wirkung unserer «KlimaGespräche»; die seit nunmehr vier Jahren schweizweit durchgeführten Gespräche zur Reduktion des eigenen CO2-Fussabdrucks wirken: Mehr und mehr Menschen wollen einen achtsameren Umgang praktizieren. Einzelne Firmen lassen die «KlimaGespräche» von HEKS und Fastenaktion unter dem eigenen Dach durchführen und ermöglichen somit ihren Mitarbeitenden die Teilnahme.  

Meldungen von Korruption, Missbrauch oder sexueller Belästigung geht Fastenaktion konsequent nach und ahndet diese. Schulungen dazu wurden in den Programmländern sowohl für Mitarbeitende wie auch für Koordinationspersonen durchgeführt. Das DEZA und Transparency International haben 2022 unsere Fachperson Compliance eingeladen, damit sie ihnen unser erfolgreiches Präventionsprogramm vorstellen konnte.
Link zum Compliance Bericht

Lateinamerika

Guatemala

Im Programmschwerpunkt «Recht auf Identität» konnten wir in Guatemala insgesamt mit 44 668 Frauen und 46 492 Männern arbeiten. Sie nahmen an Schulungen zur Stärkung ihrer Identität teil; Führungspersönlichkeiten setzten sich für individuelle und kollektiven Rechte von Indigenen ein. In verschiedenen Netzwerken wurde auch der interkulturelle Dialog gepflegt. Die Ungleichheit im Land bleibt ein strukturelles Problem, das durch die Pandemiejahre noch verschärft wurde. Die indigene Bevölkerung liegt in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Beschäftigung und Einkommen weiterhin hinter der gesamten guatemaltekischen Gesellschaft zurück. Besonders stark betroffen von dieser Ungerechtigkeit sind indigene Frauen. Obwohl die politische Verfassung der Republik Guatemala die Existenz indigener Völker anerkennt und sich als multikulturelle Gesellschaft versteht, und internationale Abkommen über die Rechte indigener Völker ratifiziert hat. Von Armut sind 75 Prozent der Indigenen und 36 Prozent der Nicht-Indigenen betroffen. Bei der politischen Partizipation stellen Indigene nicht mehr als 15 Prozent der Abgeordneten und hochrangiger Amtsträger:innen. 
Link zum Landesprogramm
Link über Ammid (Partnerorganisation von Fastenaktion)

Haiti

Das nahezu vollständige Versagen der staatlichen Institutionen und die zunehmende Bandengewalt machen die Arbeit in Haiti sehr schwierig. Dennoch sind die Solidaritätsgruppen erfolgreich. 13 132 Personen – 9496 Frauen und 3636 Männer – sind Mitglied in einer dieser Gruppen. In gemeinsamer Arbeit haben die Gruppen durch den Bau von Trockensteinmauern 295,45 Hektar Land vor Erosion geschützt. Das ist ein Plus von 46 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Link zum Landesprogramm

Kolumbien

Die Präsidentschaftswahlen 2022 wurden von Gustavo Petro gewonnen und damit zum ersten Mal von einer progressiven Regierung. Dies eröffnet neue Perspektiven für den Weg zu sozialer und ökologischer Gerechtigkeit. Doch Konflikte, die durch die Drogenproduktion, illegalen Bergbau und Ausbeutung natürlicher Ressourcen entstehen, lassen die Bevölkerung noch immer leiden. In unseren Projekten wurden in 119 Dialogforen Diskriminierung, Gewalt gegen Frauen, Ungleichheit und weitere geschlechtsspezifische Fragen eingehend diskutiert, und gemeinsam Lösungsansätzen entwickelt. Darüber hinaus wurden runde Tische, Gemeinschaftsausschüsse und Dorfgruppen geschaffen, um die lokale Politik zugunsten der Rechte der Frauen zu beeinflussen. Der Rollenwechsel in der Familie und in der Gemeinschaft wurde weiter gefördert: Frauen übernehmen heute in Kolumbien vermehrt Führungspositionen, und die Männer helfen in der häuslichen Pflege häufiger mit.
Link zum Landesprogramm

Asien

Nepal

Das nepalesische Landesprogramm erfuhr im ersten Halbjahr 2022 eine gründliche Überarbeitung. Die Mehrheit der Projekte befand sich in der Vorbereitungs- oder Pilotphase. Verschiedene Beurteilungen und Bedürfnisstudien wurden durchgeführt und Projektstrukturen aufgebaut. In der zweiten Jahreshälfte konnten bereits erste Erfolge erzielt werden: 538 Küchengärten wurden angelegt, und über 130 Menschen nahmen teil an Ausbildungen in agrarökologischen Methoden. Davon profitieren können rund 3500 Personen.
Link zum Landesprogramm

Laos

Der Tourismus, der viele Arbeitsplätze im informellen Sektor schafft, konnte sich nur langsam und nur teilweise erholen. Die Pandemie hat der laotischen Wirtschaft einen schweren Schlag versetzt, die mit einer Inflationsrate von 39 Prozent, einer zusammenbrechenden Währung und der ständigen Gefahr eines Schuldenausfalls praktisch auf den Knien liegt. Dies ist eine katastrophale Situation für Millionen von Menschen, die bereits vor der Pandemie in Armut lebten und grosse Schwierigkeiten haben, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Mit den Programmen konnte Fastenaktion den Anteil der Kinder unter fünf Jahren, die – bedingt durch Unterernährung – an Wachstumsstörungen leiden, verringern. Erreicht haben wir dies mit Information und Aufklärung in Schulen und Dörfern. Den Menschen wurde der Zusammenhang zwischen einer gesunden Ernährung und dem dafür nötigen Anbau von Gemüse, Pilzen und dem Sammeln von Waldprodukten aufgezeigt. Auch die Zucht von Fischen und Ziegen trägt zu einer ausgewogenen Ernährung massgeblich bei.
Link zum Landesprogramm

Philippinen

Die grössten Probleme im Land waren neben der Pandemie die weitere Einschränkung der Rechte der Zivilgesellschaft und die grosse Bedrohung durch Naturgefahren. Im Dezember richtete ein starker Taifun in zwei Projektgebieten in Luzon enorme Schäden an. Zwar hat die Regierung die Massnahmen gegen Katastrophen kontinuierlich verbessert, um die Menschen besser zu schützen. Dennoch leistete Fastenaktion Nothilfe, denn aufgrund der Klimaerwärmung hat die Zahl der Katastrophen zugenommen, und die Verwundbarkeit der Bevölkerung ist alarmierend gross, und hat durch den Angriff Russlands noch zugenommen. 
Link zum Landesprogamm

«Man könnte meinen, dass die Ukraine weit weg ist und dass für die Philippinen keine Gefahr besteht. Doch wie das Sprichwort sagt: ‹Wenn die Länder im globalen Norden niesen, erkälten sich die Länder im Süden›. Obwohl die Philippinen kein Öl aus Russland beziehen, hat die Krise auf den internationalen Ölmärkten im Land eine Reihe von Preiserhöhungen ausgelöst. Das wiederum führt zu einem Preisanstieg der Grundnahrungsmittel. Weizen ist 75 Prozent teurer geworden. Die Projektpartner von Fastenaktion und die Partnergemeinden kämpfen noch immer damit, sich von den Folgen der Covid-19-Pandemie zu erholen und gleichzeitig mit den verheerenden Auswirkungen des Klimawandels fertigzuwerden. Mehr als vier Millionen Menschen sind im Jahr 2021 aufgrund der pandemiebedingten Massnahmen arm geworden. Die Menschen in den Projekten sind besorgt, dass die Zahl der Haushalte, die sich nicht mehr selbst ernähren können, zunehmen wird. Extreme Wetterereignisse werden immer häufiger, intensiver und zerstörerischer. Die Ernährungssicherheit, die Lebensgrundlagen und vor allem das Leben der Menschen sind ständig bedroht.»

Bembet Madrid, Koordinatorin Philippinen

Bembet Madrid, Koordinatorin Philippinen

Indien

Dank der Covid-19-Pandemie konnten die indigenen Bevölkerungsgruppen der Adivasi und Dalits viel mehr Land in Besitz nehmen als während der pandemiefreien Zeit, denn in der Krise nahm die staatliche Kontrolle ab. Die Zahl der Familien, die agrarökologische Landwirtschaft betreiben, ist dadurch um 2153 gestiegen. Fast alle Partnerorganisationen arbeiten inzwischen mit staatlichen Agrarforschungsinstituten zusammen. Diese Zusammenarbeit steigert das Bewusstsein für agrarökologische und nachhaltige Anbaumethoden deutlich.
Link zum Landesprogramm

Afrika

Burkina Faso

Die politische Lage im Land hat sich weiter verschlimmert. Das Amt der vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten schätzt, dass bis Ende 2022 1,88 Millionen Menschen intern vertrieben wurden. Der Hunger hat weiter zugenommen. Ein Drittel des Landes befindet sich in einer Krise oder Notlage. Darüber hinaus führt der Krieg in der Ukraine zu einer starken allgemeinen Preisinflation und hohen Lebensmittelpreisen. In den landesweiten Projekten gaben 82 Prozent der in Agrarökologie geschulten an, das neu erworbene Wissen umzusetzen und damit ihr Einkommen zu verbessern. Die Zahl der Menschen, die Zugang zu Land haben und dieses auch selbst bebauen, ist weiter gestiegen: Mehr als 1500 Haushalte haben effiziente Holzöfen in Betrieb genommen; diese verringern den Holzverbrauch und den Rauchausstoss.
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DR Kongo

Im vergangenen Jahr lag der Fokus auf der Verbesserung von Ernährungssicherheit und -autonomie. Zudem arbeiten hier mittlerweile 701 Gruppierungen mit dem Prinzip der Solidaritätsgruppen. Die im Jahr 2021 begonnene Arbeit zur Stärkung der Stellung der Frauen wurde 2022 intensiv fortgesetzt. Verbreitete Gewalt in verschiedenen Teilen des Landes erschwerten jedoch die Arbeit der Partnerorganisationen. Im vergangenen Jahr lag der Fokus auf der Verbesserung von Ernährungssicherheit und -autonomie. Zudem arbeiten mittlerweile 701 Gruppierungen mit dem Prinzip der Solidaritätsgruppen. Die im Jahr 2021 begonnene Arbeit zur Stärkung der Stellung der Frauen wurde 2022 intensiv fortgesetzt. Verbreitete Gewalt in verschiedenen Teilen des Landes erschwerten die Arbeit der Partnerorganisationen.
Link zum Landesprogramm

Kurz nach dem Ausbruch des Ukrainekriegs schrieb unser Koordinator:

«Wir befürchten, dass die Menschen in unseren Projekten noch tiefer in die ständige Ernährungsunsicherheit und in extreme Armut getrieben werden. Für sie ist es wichtig, dass wir unermüdlich an der Entwicklung nachhaltigerer und längerfristiger Ernährungssysteme arbeiten, die auf eine solidarische Gemeinschaft und ausreichend Nahrung ausgerichtet sind. Wir wollen uns auf Regierungsebene und bei den internationalen Partnern dafür einsetzen, dass die einheimische Produktion gefördert wird und die landwirtschaftlichen Versorgungswege verbessert werden. Die überhöhte Besteuerung von Lebensmitteln muss abgeschafft und ein günstiges Handelsumfeld geschaffen werden.»

Germain Nyembo, Koordinator Demokratische Republik Kongo 

Germain Nyembo, Koordinator Demokratische Republik Kongo 

Kenia

Die Anzahl der kenianischen Solidaritätsgruppen stieg von 434 im Jahr 2021 auf heute 567. Das ist ein Plus von 31 Prozent. In diesen Gruppen organisieren sich 9855 Menschen, drei Viertel davon sind Frauen. Sie sparen zusammen und wenden auf ihren Feldern agrarökologische Anbaumethoden an. Der Sparansatz der Solidaritätsgruppen gibt den Frauen Unabhängigkeit. Und in Zeiten von finanzieller Knappheit hilft der zinslose Kleinkredit, um Schulgeld, nötige Medikamente oder Nahrungsmittel zu kaufen.  
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Stellamaris Mulaeh schilderte kurz nach dem Beginn des Ukrainekrieges besorgt die Situation in Kenia: 

«Seit Kriegsbeginn sind die Preise um über hundert Prozent gestiegen. Kostete zu Beginn des Jahres ein Fünfzig- Kilogramm-Sack Dünger achtundzwanzig Franken, kostete er zwei Wochen nach Kriegsbeginn bereits sechzig Franken. Viele Bäuerinnen und Bauern pflanzen normalerweise während der Regenzeit von März bis Mai und brauchen dann Dünger dazu, der jetzt fehlt. Benzin wird ständig teurer und ist rationiert. Auch das hat Auswirkungen. In den Dörfern ist die Mitfahrgelegenheit auf einem Bodaboda, einem Motorrad, oft die einzige Möglichkeit, um Besorgungen zu erledigen. Früher kostete so eine Mitfahrgelegenheit 50 Schilling (ca. 40 Rp.), jetzt kostet sie das Doppelte. Genau wie die Preise für ein Busfahrticket. Bereits vor dieser Krise gaben die Menschen fast die Hälfte ihrer Einkünfte für Nahrung aus. Ich befürchte, dass wir in eine schlimme Ernährungskrise schlittern. Denn seit zwei Jahren hat es in den halbtrockenen Regionen, in denen wir mit Bäuerinnen und Viehzüchtern arbeiten, die stark vom Klimawandel betroffen sind, nicht mehr geregnet. Uns fehlt das Wasser. In den Dörfern stehen die Frauen mittlerweile um drei Uhr morgens auf, müssen acht Kilometer zu Fuss gehen, um zwanzig Liter Wasser zu bekommen. Ganz Kenia wartet auf Regen. Das ist es, was uns alle beunruhigt.»

Stellamaris Mulaeh, Koordinatorin Kenia

Stellamaris Mulaeh, Koordinatorin Kenia

Madagaskar

Nach einer vorsichtigen Berechnung profitieren in Madagaskar mindestens 283 500 Menschen von den Aktivitäten der Solidaritätsgruppen mit Sparansatz. Im Laufe des Jahres wurden 1222 dieser Gruppen selbstständig, und 1323 neue Gruppierungen haben sich gebildet. Die hohe Inflationsrate und die Auswirkungen von zwei aufeinanderfolgenden Wirbelstürmen zu Beginn des Jahres 2022 haben Wohnhäuser und Anbauflächen verwüstet. Dennoch konnten sich 28 644 Menschen durch den Zugang zu internen Krediten in den gemeinsamen Sparkassen entschulden.  
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Der Krieg in der Ukraine hat auch grosse Auswirkungen auf die madegassische Bevölkerung, so erzählen unsere beiden Koordinatoren im Mai 2022: 

«Bis heute sind Getreide, Benzin, Gas, Sonnenblumenöl und Dünger noch erhältlich. Die Medienberichte über mögliche Engpässe haben Spekulationen begünstigt, und seit Beginn des Krieges steigen die Preise stetig an. Die immer höher werdenden Preise sind für die Haushalte eine grosse Belastung und für viele zunehmend unerschwinglich. Wir haben gelernt, dass es für die Menschen in den Projekten am wichtigsten ist, gegenüber einem möglichen Mangel an Importprodukten, wie er derzeit droht, unabhängig zu sein. Die Instabilität der Weltwirtschaft aufgrund eines Krieges, gepaart mit der schlechten Regierungsführung unserer Staatsoberhäupter, bestärkt uns in unserer Überzeugung, dass die Unterstützung der Bedürftigsten mehr als sinnvoll ist. Unser Programm zielt darauf ab, dass die Menschen sich selbst ernähren können, indem sie den Grossteil ihres Bedarfs selbst produzieren.»

Diary Ratsimanarihaja und Parany Rasamimanana, Koordination Madagaskar

Diary Ratsimanarihaja und Parany Rasamimanana, Koordination Madagaskar

Senegal

Die hiesigen Solidaritätsgruppen geben heute über 665 000 Menschen eine sichere Lebensgrundlage. Das sind vier Prozent der Senegales:innen. Die Anerkennung durch die nationale Politik ist ein Erfolg für das Programm. Wichtig sind zudem die Gemeinschaftsfelder und -speicher, die von den Mitgliedern der Solidaritätsgruppen angelegt und betreut werden und deren Produkte direkt der Ernährungssouveränität dienen. Ende 2022 befanden sich in den Gemeinschaftsspeichern 1114 Tonnen Nahrungsmittel. Die wirtschaftliche Dynamik in Senegal wurde durch den Konflikt in der Ukraine beeinträchtigt. So sank das reale Wachstum von 6,1 Prozent im Jahr 2021 auf 5 Prozent im Jahr 2022, da der private Verbrauch und die privaten Investitionen aufgrund steigender Lebensmittel- und Energiepreise und grösserer Unsicherheit zurückgingen.
Link zum Landesprogramm
Link zu Solidaritätsgruppen

Schweiz

Während des gesamten Jahres nahm Fastenaktion ihren Sensibilisierungsauftrag in der Schweiz wahr – sei es mit Präsentationen an Schulen, Universitäten und Pfarreien oder mit Vorträgen an Fachsymposien. Auch mit der Veröffentlichung von Fachartikeln und Studien im eigenen Namen oder Allianzen, bei denen Fastenaktion mitwirkt, konnte die Schweizer Bevölkerung sensibilisiert werden.
Link zum Landesprogramm

Internationale Programme (IP)

Die Internationalen Programme (IP) von Fastenaktion engagieren sich für eine Verbesserung der politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen weltweit. Damit verstärken sie die Arbeit der Landesprogramme. 

Energie- und Klimagerechtigkeit

Im kolumbianischen Tolima werden junge Erwachsene zu Techniker:innen ausgebildet, damit sie selbst Solaranlagen installieren und reparieren können. Dieses innovative Projekt stoppt die Abwanderung. Gleichzeitig schaffen die Gemeinschaften mit den Solaranlagen eine Grundlage, um mit ökologischem Strom selbstverwaltet Kühlanlagen, Wasserpumpen und Elektrozäune zu betreiben.
Link zum IP Energie- und Klimagerechtigkeit

Ernährungsgerechtigkeit

In Guatemala und in Südafrika haben zwei Partnerorganisationen 1042 Bauern, Bäuerinnen und Landarbeiter:innen aus bäuerlichen Organisationen zu ihren Rechten geschult, damit sie mit Regierungsvertreter:innen auf Augenhöhe diskutieren können. In der Schweiz hat Fastenaktion, zusammen mit der Koalition «Freunde der Deklaration», eine zivilgesellschaftliche Eingabe mit Empfehlungen dazu eingereicht, wie die Schweiz ihre Aussenpolitik so ausrichten kann, dass sie mit UNDROP konform geht.
Link zum IP Ernährungsgerechtigkeit

Rohstoffe und Menschenrechte

Wir können auf starke zivilgesellschaftliche und kirchliche Netzwerke in Afrika und Lateinamerika zählen. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Sensibilisierung der Gemeinschaften im Umfeld von Minen und beim Schutz von Menschenrechtsverteidiger:innen. Im Oktober 2022 organisierten wir ein Treffen mit afrikanischen UN-Missionen und unseren südafrikanischen Partnern, um die Bedeutung des verbindlichen Vertrags über Unternehmen und Menschenrechte (UN Binding Treaty) zu diskutieren.
Link zum IP Rohstoffe und Menschenrechte

Jahresrückblick 2022

Eine Kampagne zwischen Krieg und Corona

Nach zwei Pandemiejahren hatte die verbesserte Situation vorsichtige Hoffnung geweckt, und bei Fastenaktion war alles bereit für eine Ökumenische Kampagne im Zeichen der Klimagerechtigkeit. Doch der Angriff Russlands auf die Ukraine überschattete die Kampagne.

Bei der zweiten Kampagne im Rahmen des vierjährigen Zyklus zum Thema «Klimagerechtigkeit – jetzt!» lag unser Fokus auf dem Thema erneuerbare Energien. Um das Thema anschaulich zu präsentieren, haben wir die im Jahr 2021 zum ersten Mal durchgeführten «Energiespaziergänge» weiterentwickelt: Lokale Organisator:innen erarbeiteten Energiepfade, die an sechs verschiedenen Stationen klimarelevante Fragen und Lösungsansätze thematisierten. Der Luzerner «Klima-Aktionstag», den Fastenaktion in Zusammenarbeit mit den Luzerner Kirchen und dem Nachhaltigkeitsnetzwerk Zentralschweiz organisierte, spannte den Bogen vom individuellen Energieverbrauch über nachhaltiges Wirtschaften und die Klimapolitik der Stadt Luzern bis hin zum Thema Klimagerechtigkeit und damit auch zu den Auswirkungen auf die Menschen im globalen Süden.  

Infolge der schrittweisen Lockerungen der Corona-Massnahmen waren ab dem 17. Februar 2022 Veranstaltungen in Kirchgemeinden und Pfarreien wieder möglich. Im Rahmen von Suppentagen und Bildungsveranstaltungen konnte Fastenaktion Präsentationen halten, und auch zu Gottesdiensten wurden Vertreter:innen unserer Stiftung eingeladen. Sie gaben den interessierten Kirchgänger:innen Einblick in die Arbeit der Projekte im globalen Süden. Da fast zeitgleich mit dem Beginn der Ökumenischen Kampagne der Angriff Russlands auf die Ukraine erfolgte, waren sowohl Schock als auch Verunsicherung gross, wie darauf reagiert werden sollte.  

Zum ersten Mal nach zwei langen Pandemiejahren konnte wieder ein Gast an der Ökumenischen Kampagne begrüsst werden: Fernando Castrillón Zapata, Projektleiter der Partnerorganisation Grupo Semillas in Kolumbien, weilte ab Mitte März für zwei Wochen in der Schweiz, um von seiner Arbeit in Zeiten der Klimaerwärmung zu erzählen – zum einen an der Medienkonferenz vom 15. März und zum andern vor Hunderten von Personen an insgesamt neun Veranstaltungen in Pfarreien, in Gottesdiensten, Konfirmationsgruppen und Schulen. Auch in der Romandie und im Tessin fanden im Rahmen der Ökumenischen Kampagne verschiedene Veranstaltungen statt.  

Innovatives Projekt im Kampf gegen den Hunger

Fastenaktion lanciert ein mehrjähriges Projekt zur Förderung der Menschenrechte in Ernährungssystemen: Das Projekt mit dem Namen «Raise» hat zum Ziel, die UNO-Deklaration für die Rechte der Bäuerinnen und Bauern und Personen im ländlichen Raum (UNDROP) umzusetzen. Zudem soll dadurch die lokal angepasste und agrarökologische Landwirtschaft gefördert werden. Das Projekt wird unter anderem von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) finanziert. 

Ab heute lebt die Schweiz auf Kosten anderer 

Die Menge CO2, welche die Schweiz ausstossen darf, um die 1,5-Grad-Beschränkung einzuhalten, ist erreicht. An einer Medienkonferenz in Bern forderten die Organisationen Fastenaktion, HEKS und Partner sein konkrete und griffige Massnahmen, damit die Schweiz das Ziel Netto-Null bis 2040 erreicht. Nur so können die Klimagerechtigkeit garantiert und jene Menschen gestärkt werden, die am meisten unter den Auswirkungen der globalen Erwärmung leiden. Mit einem offenen Brief an den Bundesrat und das Parlament haben wir diese Forderungen bekräftigt.  

Meilenstein zum Schutz der Biodiversität 

Nach jahrelanger Arbeit hat unsere Partnerorganisation REDSAG (Red Nacional por la Defensa de la Soberania Alimentaria en Guatemala) das Gesetz zum Schutz der Biodiversität dem guatemaltekischen Kongress zur Verabschiedung übergeben. Das Gesetz anerkennt traditionelles Wissen und lokales Saatgut und schützt die Biodiversität im Sinne der indigenen Gemeinschaften und der Menschheit. Dies ist ein riesiger Schritt, der in Zusammenarbeit mit den Maya- und Xinca-Gemeinschaften über Jahre vorbereitet wurde. Da Biodiversität Leben und Zukunft bedeutet, übergaben Kinder den Gesetzesvorschlag an die Kongressabgeordneten. Das Gesetz ist ein Gegenentwurf zum 2014 verhinderten Monsanto-Gesetz.  

Ein Hilferuf 

Die Brotpreise in vielen unserer Projektländer sind innert kürzester Zeit um bis zu 70 Prozent gestiegen. Seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine fehlt der Weizen. In Burkina Faso, Kenia, Madagaskar, in der Demokratischen Republik Kongo, in Senegal und in den Philippinen wissen die Menschen bald nicht mehr, wie sie noch über die Runden kommen sollen. Denn sie sind nicht nur gebeutelt von der Klimakrise, sondern leiden zusätzlich noch immer unter den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie und warten sehnsüchtig auf Regen. In diesen harten Zeiten sind die Programme von Fastenaktion ein Lichtblick und geben den Menschen Zuversicht. 

Neues Leitbild

Nach rund 25 Jahren hat Fastenaktion ihr Leitbild erneuert. Ein gutes Leitbild ist wie die Seele einer Organisation. Es ist nicht so formal wie die Statuten und nicht so detailliert wie die Strategie. Es ist das bindende Glied, das alles zusammenhält. Der zentrale Gedanke des Leitbildes von Fastenaktion: Eine gerechte Welt ohne Hunger und ein Leben in Würde sind möglich. Und es lohnt sich, dafür zu kämpfen! Für dieses Ziel müssen wir die Schöpfung in ihrer Vielfalt bewahren und auch die kommenden Generationen im Blick haben. Neu sind auch das Recht auf Nahrung für alle und ein Leben und Wirtschaften innerhalb planetarer Grenzen im Leitbild enthalten. Wir wollen eine Organisation sein, die für Gerechtigkeit einsteht und sie selbst lebt, einschliesslich Geschlechtergerechtigkeit. Ursachen von Armut und Umweltzerstörung wollen wir konsequent ansprechen.  

Appell für die Rechte der Bäuerinnen und Bauern 

Ohne die kleinbäuerliche Landwirtschaft könnte die Menschheit nicht überleben. Sie sichert die Ernährung vieler Menschen. Das Recht der Bäuerinnen und Bauern auf Mitgestaltung einer lokal angepassten Landwirtschafts- und Ernährungspolitik ist in der UNO-Deklaration UNDROP festgehalten und muss dringend ermöglicht werden. Dies umso mehr, weil die Bäuerinnen und Bauern in ihrer Produktion von Nahrungsmitteln in mehrfacher Hinsicht beeinträchtigt werden: durch den Klimawandel, den Verlust der biologischen Vielfalt und die Verschlechterung der Bodenqualität. Am Tag der Menschenrechte muss deshalb auch speziell an die Bäuerinnen- und Bauernrechte gedacht werden. Denn ohne Zugang zu Land und Saatgut gibt es keine Nahrung, die eine der Grundlagen für ein würdevolles Leben ist. 

Anzahl Projekte nach SDGs

Die Agenda 2030 mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, gilt weltweit für alle Staaten. Bei der Anwendung der Sustainable Development Goals (SDGs) unterscheidet Fastenaktion zwischen einer Transformation im Norden und einer Transformation im Süden. Im Norden geht es dabei um eine Veränderung von Konsum, Mobilität und politischem Verhalten, denn damit können wir Klima sowie faire Handelsbedingungen positiv beeinflussen – und damit auch die Lebenschancen der Menschen. Mit der Transformation im Süden wird das Erreichen würdiger Lebensbedingungen für bedürftige, ausgeschlossene und benachteiligte Menschen verfolgt. Mithilfe der Partnernetzwerke werden die lokalen Gemeinschaften und Organisationen gestärkt und die Menschen dabei unterstützt, ihre Rechte einzufordern (Human Rights Based Approach, HRBA).

Mit der Transformation der globalen Rahmenbedingungen schliesslich soll erreicht werden, dass Menschenrechtsverletzungen durch transnationale Konzerne nicht einfach hingenommen werden. Das kann Konsequenzen für die Gesetzgebung in der Schweiz und in Europa haben. Nachhaltige Wirtschaftsmodelle sollen gestärkt und internationale Austauschbeziehungen ethisch vertretbar gestaltet werden. 

Drei Beispiele aus der Projektarbeit nach SDGs

Die Auswirkungen des Goldbooms in Burkina Faso auf die kleinbäuerliche Landwirtschaft sind gross. Einerseits fehlen wertvolle Arbeitskräfte auf den Feldern, und andererseits wird der für den Anbau von Nahrungsmitteln so wichtige Boden unwiederbringlich zerstört und vergiftet. Doch der Goldabbau bringt den Menschen ein wichtiges Einkommen. Deswegen können sie nicht darauf verzichten. Die Partnerorganisation Orcade schärft seit einigen Jahren das Bewusstsein für die Bedeutung der Landwirtschaft unter den Goldwäscher:innen und versucht, die katastrophalen Auswirkungen auf die Umwelt zu begrenzen. Mehr als 10 000 Menschen, darunter 4000 Frauen, haben bereits zwischen 2018 und 2020 an Sensibilisierungsaktionen wie Theaterforen teilgenommen, durch Radiosendungen oder eigens erstelltem Bildmaterial wichtiges Wissen vermittelt bekommen. Gleichzeitig hat Orcade auch zu Studien der ETH Zürich beigetragen, die die Zyanid- und Quecksilberbelastung durch den Abbau von Gold dokumentiert haben. Orcade ist seit 2015 unsere Partnerorganisation. Wird in Burkina Faso eine neue Goldmine eröffnet, werden die Mitarbeitenden aktiv. 

Die Partnerorganisation Ambiente y Sociedad ist eine Klima- und Umweltorganisation aus Kolumbien, die sich auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene für Anliegen von indigenen und lokalen Gemeinschaften einsetzt. Im Jahr 2020 untersuchte die Organisation in einer Studie, wie die internationalen Klimaversprechen von Kolumbien in nationalem Recht umgesetzt werden. Dabei wurde ersichtlich, dass die nationalen Kontrollmechanismen der Umsetzung der Klimaverträge von Paris verbessert werden müssen. Da eine Überprüfung der Erreichung der Klimaziele nicht überprüft werden kann. 2022 wurde die Studie mit einer Analyse zur sozialen Nachhaltigkeit von Erneuerbaren Energieprojekten aktualisiert und ergänzt. In Kolumbien werden die internationalen Verpflichtungen anhand von sektoriellen Umsetzungsplänen, die die Ministerien erarbeiten müssen, sowie regionalen Umsetzungsplänen konkretisiert und umgesetzt. Ambiente y Sociedad wird sich dafür einsetzen, dass die sektoriellen Umsetzungspläne des Ministeriums für "Energie & Minen" um einen effektiven Kontrollmechanismus ergänzt werden und die Umsetzung der regionalen Pläne in Putumayo und Caqueta begleiten. Die im Rahmen der Überwachung der kolumbianischen Klimaziele und Klimaberichterstattung gewonnenen Erkenntnisse werden zur Sensibilisierung zum Thema Klimagerechtigkeit genutzt.  

Batay Ouvriye ist ein Zusammenschluss von gewerkschaftlichen Basisorganisationen, Arbeiter:innen-Komitees und Arbeiter:innen aus dem Industrie- und Landwirtschaftssektor. Die Partnerorganisation unterstützt die Organisation der Arbeiter:innen in Gewerkschaften, bildet ihre Mitglieder in arbeitsrechtlichen Fragen weiter und leistet in Konfliktfällen Rechtsbeistand. Ein wichtiger Fokus der Partnerorganisation liegt in den Freihandelszonen im Nordwesten des Landes, die in den letzten Jahren aufgebaut wurden und in denen internationale Konzerne Textilien fertigen lassen. Dabei werden die Rechte der Arbeitnehmenden systematisch verletzt: Gemäss einem Bericht der Organisation Better Work (getragen von ILO und Weltbank) werden in 84 Prozent der Fabriken weder Sicherheits-, Gesundheits- oder Hygienestandards eingehalten – die Arbeiterinnen und Arbeiter müssen in grosser Hitze arbeiten und staubgeschwängerte Luft einatmen. Zudem sind die Sanitäranlagen in miserablem Zustand. Überstunden werden erzwungen und oft nicht entschädigt. Teilweise werden nicht einmal die gesetzlichen Minimallöhne bezahlt, die kaum zum Überleben reichen. Batay Ouvriye ist es gelungen, die Arbeiterinnen und Arbeiter in der Freihandelszone zu organisieren und eine eigene Gewerkschaft aufzubauen, die sich für ihre Rechte einsetzt, mit den Fabrikbesitzern Verhandlungen führt und ein besonderes Gewicht auf die Stärkung der Arbeiterinnen legt.

Fastenaktion dankt der DEZA für den im Rahmen der Allianz Sufosec erhaltenen Programmbeitrag. Die Allianz Sufosec ist ein Zusammenschluss von sechs schweizerischen NGOs, die in der Entwicklungszusammenarbeit tätig sind. 

Aus dem Leben von Faith Wanjiru

Tief graben und ohne Chemikalien gärtnern 

Kenia

Erst wollte Faith Wanjiru gar nicht beim Projekt von Fastenaktion mitmachen. Die agrarökologischen Methoden schienen ihr schwer umsetzbar, und sie hatte wenig Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten. Heute ist sie glücklich darüber, dass sie sich umstimmen liess. 

Die Menschen im Bistum Nyahururu im kenianischen Hochland sind auf Ackerbau oder Viehzucht spezialisiert. Aufgrund von Klimaerwärmung, Überweidung und weitverbreiteter Abholzung wird es jedoch immer trockener. Folglich gibt es regelmässige Ernteausfälle, und das Vieh findet kein Futter mehr. Die Abhängigkeit von teurem Hybridsaatgut und Kunstdünger sowie die Ausbeutung durch Wucherer treiben die Bäuerinnen und Bauern in die Verschuldung. Diesem traurigen Umstand will Fastenaktion mit ihrer Partnerorganisation entgegentreten.  

Im ersten Schritt ermuntern sie Interessierte, sich in Solidaritätsgruppen zusammenzuschliessen, um anstehende Probleme gemeinsam anzugehen. Im zweiten Schritt bilden die lokalen Animator:innen die Menschen in Bodenschutz- und Anbaumethoden nach agrarökologischen Prinzipien aus. Dank Erosionsschutz, gesünderen Böden und dem Anpflanzen von Obst- und Nutzbäumen kann der Boden Regenwasser besser speichern und wird so fruchtbarer. Die gegenseitige Unterstützung auf den Feldern fördert den Wissensaustausch.  

Faith Wanjiru, die seit einigen Jahren in einer der Solidaritätsgruppen organisiert ist, schildert, wie diese Arbeit ihr Leben verändert hat: «Die Dürrezeit trifft uns hier sehr hart, und sie dauert immer länger. Die Regenfälle sind nicht mehr saisonal und vorhersehbar, was einen als Landwirtin und als Mensch verwirren kann. Als uns das Programm vorgestellt wurde, gehörte ich zu den Frauen, die diese agrarökologischen Methoden ablehnten. Meine Gruppenmitglieder überzeugten mich, zu bleiben und es zu versuchen. Am Anfang schien es sehr schwer umsetzbar. Doch mehr und mehr wurde mir klar, dass ich es schaffen kann. Zunächst baten uns die Animator:innen des Programms, unsere Höfe einzuzäunen, um die Zerstörung der Pflanzen durch Tiere zu verhindern. Dann lernten wir, doppelt zu graben, Grünkohl und Gemüse in den Beeten anzupflanzen, Obst anzubauen und zu kompostieren, damit wir keine Chemikalien mehr für unsere Pflanzen verwenden müssen. Das Schöne ist, dass die Pflanzen trotz der klirrenden Kälte in der Region nicht eingehen. Wir sind nun in der Lage, unsere selbst angepflanzten Nahrungsmittel zu essen und sogar zu verkaufen, wenn wir einen Überschuss haben.» 

Faiths Enkelin ergänzt: «Ich sitze gerne auf dem Hof und esse Früchte, vor allem Beeren, die wir hier anbauen.»

Grossmutter Faith Wanjiru fährt fort: «Wir freuen uns auch einfach darüber, dass unsere Felder so fruchtbar sind, dass wir sogar Obstbäume auf dem ehemals kargen Land anbauen können. Das ist die grösste Errungenschaft für uns, denn früher mussten wir Obst kaufen, und das tun wir jetzt nicht mehr. Früher hatte ich gesundheitliche Probleme und musste häufig zum Arzt, aber seit ich meine Ernährung umstellen konnte und seit auf meinem Feld Obst und Gemüse wächst, war ich nie mehr beim Arzt.»

Fastenaktion – Gemeinsam Hunger beenden

Die Stiftung Fastenaktion hat folgende Zwecke:

  • Unterstützung der Arbeit und der Projekte von Entwicklungsorganisationen und Kirchen zugunsten wirtschaftlich und sozial benachteiligter Menschen weltweit, mit Schwergewicht auf Afrika, Asien und Lateinamerika  
  • Beteiligung an der entwicklungspolitischen Meinungs- und Entscheidungsbildung  
  • Förderung der weltweiten Solidarität von Bevölkerung und Kirche in der Schweiz durch Information und Bewusstseinsbildung in ökumenischer Zusammenarbeit, insbesondere während der Fastenzeit  

PK 60-19191-7              IBAN CH16 0900 0000 6001 9191 7

Impressum

Herausgeber: Fastenaktion Schweiz, Luzern
Redaktion: Colette Kalt
Illustrationen: Skiss GmbH, Luzern
Bilder: Fastenaktion Bilddatenbank
Onlinegestaltung: Manolito Steffen