Senegal

Die Klimaerwärmung zwingt die Menschen, sich anzupassen

Fastenaktion

Sinkende Ernteerträge wegen Dürren, weniger Fische wegen steigenden Wassertemperaturen: Bäuerinnen und Fischer im Senegal bekommen die Klimaerwärmung sehr direkt zu spüren. Hier erzählen einige Menschen, die an Projekten von Fastenaktion teilnehmen, wie sie mit den Herausforderungen umgehen.

Ousseynou Thiom (56), Fischer

«Noch vor zehn Jahren war das Meer voller Fische, und meine Familie und ich konnten gut davon leben. Heute jedoch fahren wir mit unseren Booten raus und kommen manchmal fast mit leeren Händen zurück – mit Fängen, die nicht einmal die Kosten decken.»

«Gründe dafür gibt es viele. Einerseits sind heute mehr Fischer unterwegs, da jedes Familienmitglied sein eigenes Boot hat, andererseits sind da die grossen ausländischen Fangflotten, die vor unseren Küsten unterwegs sind.

Ausserdem wirkt sich die Klimaerwärmung auf die Meere aus: Gewissen Fischarten wird es zu warm, sie verlassen unsere Gewässer. Immer mehr junge Menschen riskieren die gefährliche Überfahrt nach Europa, weil sie sich hier vom Meer nicht mehr ernähren können.

Es braucht neue Strategien, um die Ressource Fisch für künftige Generationen zu sichern. Wir sollten die Zahl der Lizenzen für ausländische Schiffe verringern und unsere Meere strenger überwachen. Aber wir müssen auch selbst verantwortungsbewusster fischen.»

80 Prozent der Bevölkerung in Senegal sind in der Landwirtschaft tätig. Sie leiden unter der Klimaerwärmung und zunehmender Wüstenbildung. Die meisten Projekte von Fastenaktion befinden sich im Westen des Landes.

Penda Diafouné (49), Landwirtin aus der Region Thiès, vier Kinder

«Drei meiner Kinder haben inzwischen das Abitur gemacht und studieren. Ich war einige Jahre Sprachlehrerin, musste dies jedoch aufgeben, um mich um die Kinder zu kümmern. Im Gegenzug hoffe ich, dass sie später gut verdienen, um uns zu helfen.

Daneben engagiere ich mich in diversen Frauengruppen, eine davon weckte in mir die Begeisterung für die Landwirtschaft.»

«Angefangen habe ich mit einem kleinen Garten für den Eigenbedarf. Später begann ich, Gemüse biologisch anzubauen, das ich auch verkaufen kann.

Dadurch konnte ich die Schulbildung meiner Kinder bezahlen, denn die Altersrente meines Mannes reicht nicht für alle Ausgaben. Dafür sind die Lebenshaltungskosten viel zu hoch.

Inzwischen übernehmen meine Kinder einen Teil der Arbeit im Gemüseanbau und -verkauf.»

«Die Klimaerwärmung ist eine Herausforderung, und es ist nicht leicht, sich an diese Veränderungen anzupassen.

Zum Glück bin ich einer Solidaritätsgruppe beigetreten, die ich inzwischen leite. Sie hilft bei finanziellen Engpässen, stärkt den Zusammenhalt und die Bereitschaft, sich gegenseitig zu helfen. Das ist in diesen Zeiten sehr wertvoll.»

Abdoul Aziz Thiandoum (12), Sohn eines Fischers und einer Fischverarbeiterin

«Meine fünf Geschwister und ich gehen jeden Tag zur Schule. Ich stehe immer früh auf, zum Frühstück gibt es Brot mit Erbsensosse und Milch, aber mein Lieblingsessen ist Fischreis, den gibt es mehrmals pro Woche.

Unsere Lehrerin hat uns beigebracht, wie wichtig es ist, die Umwelt zu schützen. Wir kümmern uns deshalb in der Schule besonders um die Bäume.

Gelernt haben wir auch, dass Müll in den Abfall gehört. Wenn wir einer Strasse entlang gehen und dort leere Plastiksäcke sehen, sammeln wir sie ein, weil Plastik der Natur schadet.»

«Wenn ich nicht zur Schule gehe oder Fussball spiele, gehe ich mit meinen Freunden im Meer schwimmen.

Zu Hause unterstütze ich meine Mutter im Haushalt und beim Einkaufen.

Später möchte ich Englischlehrer werden und meinem Dorf helfen, sich weiterzuentwickeln. Ein Traum wäre, mein Fussballtalent mit einem Studium zu verbinden und später mal in einem grossen europäischen Verein zu spielen.»

Dieynaba Sy (30), ehemalige Geflügelzüchterin

«Ich habe einige Jahre Geflügel gezüchtet, bis sich das finanziell nicht mehr gelohnt hat. Einerseits wegen der steigenden Kosten für das Futter, andererseits wegen der Klimaerwärmung. Das Wetter ist sehr unberechenbar geworden, mal ist es zu heiss, mal zu kalt.

Insbesondere die sengenden Hitzewellen führen dazu, dass mehr Küken sterben. In der Regenzeit erleben wir dafür regelmässig starke Niederschläge mit Überschwemmungen. Das schadet auch den Ernten.»

«Wir leben in einem totalen Chaos und versuchen, uns von Tag zu Tag anzupassen. Es braucht konkrete Massnahmen, um die Widerstandsfähigkeit zu stärken. Zum Beispiel das Pflanzen von Bäumen, um die Hitze zu lindern, aber auch die generelle Sensibilisierung der Menschen.

Heute muss jeder verantwortungsvoll handeln und seinen Beitrag gegen den Klimawandel leisten.

Inzwischen lebe ich vom Weiterverkauf von Lebensmitteln in meiner Nachbarschaft. Zuerst decke ich mich auf einem Markt in einem Nachbarort mit Salat, Rüben, Kohl und weiteren Gemüsen ein.»

«Mit den Einnahmen aus dem Weiterverkauf in meinem Umfeld kaufe ich am nächsten Tag auf dem Fischmarkt ein und verkaufe dies dann ebenfalls an meine Nachbarn. Das bringt genügend ein, um meine Familie zu ernähren.»

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Über Fastenaktion

Die Vision von Fastenaktion ist eine gerechte Welt ohne Hunger. Nahrung ist ein Menschenrecht und dafür stehen wir jeden Tag ein! In 14 Ländern des globalen Südens verbessern wir gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen das Leben von Millionen Menschen. Im Zentrum unseres Handelns stehen immer die Menschen mit ihren Bedürfnissen.

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Herausgeber: Fastenaktion Schweiz, Luzern
Redaktion: Ralf Kaminski
Bilder: Selina Stadler, Fastenaktion Bilddatenbank
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